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Die Pfarrei und Propstei St. Marien Schwelm

im Spiegel der Jahrhunderte

Der Umfang des Schwelmer Kirchsprengels war um 1600 außerordentlich groß und erstreckte sich auf einen Flächeninhalt von 2 Quadratmeilen (1 Quadratmeile entspricht 55 Quadratkilometer). Hierzu gehörten 1648 12 Bauernschaften die da waren. (Schreibweise 17. Jahrhundert): 1. Langerfeld, (bis Barmen Alter Markt) 2. Gennebreck, 3. Haßlinckhusen, 4. Milinckhusen, 5. Vorde, 6. Schwelinckhusen, 7. Olkinckhusen, 8. Mulinckhusen, 9.Negestebreck, 10. Linderhusen, 11. Schwelm und 12. Hiddinghusen. – Unter der Herrschaft Napoleons wurde 1808 das alte Landesfürstentum aufgelöst. Die Geschichte der Kirche im hiesigen Raum beginnt gegen Ende des 8. Jahrhunderts. Anzunehmen ist, dass die angelsächsischen Mönche Wilfrid, Willibrord, die beiden Ewalde (erschlagen 690 in der Nähe des heutigen Aplerbeck und Suitbert (gest. 713 in Kaiserswerth ), die von der britischen Insel zum Festland kamen, sich besonders für die Bekehrung ihrer Stammesgenossen berufen fühlten. Winfrid Bonifatius, Apostel der Deutschen, fiel in besonderer Weise die Aufgabe der Reform der germanischen Landeskirchen, des Ausbaues einer klaren kirchlichen Organisation und des engeren Anschlusses an die römische Kirche zu.

Die eigentliche Christianisierung aber geschah im Anschluss an die politische Eroberung des Sachsenlandes durch Karl d. Gr. 775. Ihm gelang es, die strategisch wichtige Festung Syburg, gegenüber der Mündung der Lenne in die Ruhr, auszuschalten, und auf der Reichssynode 777 in Paderborn wurde das Fundament für den Beginn der kirchlichen Mission in den sächsischen Gebieten gelegt.

Wenn schon 819 die Gründung eines Kanonissenstiftes in Herdecke nachgewiesen wird, werden sicher schon vorher christliche Kirchen und Gemeinden bestanden haben. Die im „liber valoris“ (1300), dem Einkünfteverzeichnis der Kirchen der damaligen Erzdiözese Köln, verzeichneten Pfarreien Wetter, Hattingen, Niederwenigern und Schwelm können nach allgemein geschichtlicher Beurteilung ihren Ursprung in die Zeit Karls des Großen verlegen. Zwischen 900 und 1100 vermehrte sich die Zahl der Kirchen an Lippe und Ruhr, Lenne und Ennepe, und am Ende des Mittelalters unterstanden im Bereich des heutigen Bistums Essen bereits 57 Pfarr- und Filialkirchen der Obhut des Kölner Erzbischofs.

Die damals so benannte St. Bartholomäus Kirche in Schwelm wurde 1085 durch Erzbischof Sigewin dem Kanonikerstift Maria ad Graden in Köln geschenkt. Zu Ehren des hl. Engelbert, Erzbischof von Köln, Reichsverweser und großer Freund der Zisterzienser, der am 7. November 1225 auf dem Wege nach Schwelm zur Kirchweihe in einem Hohlweg bei Gevelsberg ermordet wurde, gründete man 1230 in Gevelsberg ein Zisterzienserinnenkloster. In der Reformation wurde es 1577 in ein adliges weltliches Damenstift umgewandelt, in dem dann nur noch ein Viertel der Plätze den Katholiken vorbehalten war. Es wurde jedoch festgelegt, dass jede vierte Äbtissin katholisch sein sollte.

Die Ausbreitung der lutherischen Lehre, die Reformation, geschah in unserem Raume später als im östlichen Westfalen. Mit dem Ende der fünfziger Jahre (um 1550) war auch die Grafschaft Mark mehr und mehr vom Luthertum erfasst worden. In Schwelm versuchte der Patron des Kölner Marien ad Graden Stiftes die Beyenburger Kreuzherren auf die Pfarrstelle zu bringen. Er scheiterte aber an dem Widerspruch des Magistrates der Stadt Schwelm. Rekatholisierungsversuche während der spanischen Besetzung zur Zeit des 30 jährigen Kriegs hatten nur vorübergehenden Erfolg.

Wenn auch der Schwerpunkt der erfolgreichen Zeit des Wiederaufbaues katholischer Gemeinden im 19. Jahrhundert liegt, so entstanden einige Pfarreien auch schon früher. In Schwelm gründete sich die katholische Kirchengemeinde im Juli 1682 und errichtete ab 1684 eine eigene Kirche, Schule und Pfarrhaus. 1722 fiel das Gotteshaus dem Stadtbrand zum Opfer, ebenfalls die ein paar Jahre später wiederaufgebaute Kirche nach erneutem Stadtbrand 1827.

Die Entwicklung der Ruhrindustrie im 19. Jahrhundert brachte naturgemäß eine große Zuwanderung von Menschen in die Städte oder auch in die Landkreise an Ruhr und Ennepe. Weitere Gemeinden entstanden oder lösten sich von ihrer Muttergemeinde. So pfarrten sich von St. Marien Schwelm u. a. ab: St. EngelbertGevelsberg (1891), Haßlinghausen (1908), Milspe (1911), Heilig Geist Schwelm (1957).
Schlimme Zeiten erlebte die Gemeinde immer in den Kriegszeiten. Ob im 30jährigen Krieg, ob als „gepresster“ Soldat in der Preußenarme, während des 1. Weltkrieges und bei den verheerenden Bombenangriffen zum Ende des 2. Weltkrieges. Im letzteren war beim Fliegerangriff auf Schwelm am 03. März 1945 die Pfarrkirche St. Marien in Flammen aufgegangen. Trotz der enormen Schäden und vollständiger Zerstörung des alten Pfarrhauses, hätte nach einiger Zeit der erste Gottesdienst in der al1erdings Fenster losen Kirche gehalten werden können. Doch am 26. Oktober 1945 stürzten die Giebelwand zwischen Kirchenschiff und Chorraum und nach und nach das Gewölbe ein.

Durch enormen Eifer gingen (Fach) -Männer und junge Leute, trotz Hunger und geschwächten Körpern daran, Trümmer und Schutt zu beseitigen. Der Lohn war ein Teller Wibbelbohnensuppe, die im Marienhospital gekocht wurde. Anfang 1946 war es dem damaligen Pfarrer Wilhelm Peters durch unermüdliche Bemühungen u. a. gelungen, eine eiserne Dachkonstruktion errichten zu lassen. Als diese Arbeit zu Ostern 1947 beendet war, wurde mit den Innenarbeiten begonnen. Obwohl Gewölbe und Fußboden noch erneuert, sowie die Kirchenbänke noch aufgestellt werden mussten, trug die Gemeinde am 13. Juli 1947 in festlichem Zuge das Allerheiligste aus der Notkirche des Kolpinghaussaales wieder in die Kirche und feierte hier nach dem Kriege zum ersten Mal wieder das hl. Messopfer.

Ende Juli 1946 waren die Eisenbetonarbeiten an der neuen Empore fertiggestellt und 1949/50 charakterisierte ein neues Gewölbe die Kirche wieder als einen sakralen Raum. Am Palmsonntag 1952 erklang dann die neue von der Firma Paul Faust Schwelm erbaute Orgel. Auch der holzgeschnitzte Kreuzweg von Georg Kämper, München, konnte am Vorabend des Allerseelentages 1952 in feierlicher Weise in Andenken an die gefallenen und alle anderen Opfer des Krieges eingeweiht werden. Weihnachten 1955 bekam nach einer gründlichen Turmrenovierung die Marienkirche 4 neue Bronzeglocken. Vor der Bombenzerstörung waren u.a. die „Schwelmer Madonna“ (14. Jahrhundert), die Heiligenfiguren Petrus und Paulus (1846), das Altarbild „Salvator mundi“, sowie Kelche und Engelbert Reliquiar gerettet worden. Ende September 1968 fand der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt, die dann am 3. Oktober gleichen Jahres gesprengt wurde. Da die Bauarbeiten zügig vorangingen konnte schon im Dezember 1970 die neue Kirche von Bischof Hengsbach eingeweiht werden. 2007 wurde dann die Pfarrei St. Marien Schwelm 325 Jahre alt und im Oktober gleichen Jahres zur Propstei erhoben. Diese besteht nun aus den Pfarreien St. Marien Schwelm mit den Kirchen Hl. Geist als Jugendkirche und Ökumenisches Zentrum, Herz-Jesu, Ennepetal – Milspe und St. Johann Baptist, Ennepetal -Vörde mit den Kirchen Herz-Jesu und St. Johann Baptist, St. Engelbert und Liebfrauen Gevelsberg mit den Kirchen St. Engelbert und Liebfrauen. Dazu kommt die kroatische Gemeinde St. Martin am Büttenberg und die Italienische Gemeinde in Gevelsberg. Die Kirche Auferstehung Christi als weitere Kirche wird die Hauskapelle des Altenheimes Maria Frieden bleiben